4 Tipps: Wie Du die Bindung zu Deinem Hund stärken kannst

Fremdbetreuung bewusst gestalten

Dein Welpe sollte möglichst nicht fremdbetreut werden. Besonders in der sensiblen Phase benötigt der junge Hund ein konstantes Umfeld. Wird er regelmäßig von der gleichen Person betreut, die sich an die gleichen Regeln hält, wird er sich schnell daran gewöhnen.
Weniger optimal ist ein ständig wechselndes, personelles Umfeld. Auf jeden Fall, das erklärt sich eigentlich von selbst, sollten mehrtägige Abgaben im Welpenalter vermieden werden.
Beachte, dass nicht jeder erwachsene Hund gut mit einem ständigen Wechsel der Bezugspersonen zurecht kommt und ein unsteter Tagesablauf mit dauerndem Wechsel der Bezugspersonen und des sozialen Verbandes geht zulasten der Hund-Mensch-Beziehung und dem allgemeinen Bindungsverhalten des Hundes.
Fazit: Vermeide Fremdbetreuung und achte, wenn es dennoch notwendig ist, auf einkonstantes Umfeld.

Spielen fördert die Bindung

Kein Geheimnis aber oft vernachlässigt: Gemeinsames Spielen und Toben. Wann hast Du das letzte Mal einfach so, ohne Spielzeug, ohne Tricks und Signale, mit Deinem Hund gespielt? Sich auf das körpernahe Spielen einzulassen fördert die Bindung und bringt beiden Partnern, Hund und Mensch, bei, wo die Grenzen des anderen liegen. Die körperliche Nähe sorgt für eine Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin und macht glücklich und vertraut. Nebenbei lernt ihr euch besser kennen und Du entwickelst mit ein wenig Achtsamkeit ein gutes Gespür für die Körpersprache Deines Hundes.

Fazit: Spiele und schmuse einmal täglich mit Deinem Hund und achte dabei auf seine Körpersprache. 

 

Erfolgserlebnisse

Gemeinsam Herausforderungen meistern bedeutet auch, aufeinander zu achten. Wie elementar diese Art des Bindungsverhaltens ist, fällt mir immer wieder beim Wandern auf. Kletterst Du mit Deinem Hund über eine schwierige Passage, drückst ihm Dornen aus dem Weg und zeigst ihm die nächsten, freien Schritte durch unwegsames Gelände, hebst ihn über einen Zaun und kriechst gemeinsam durch Bachläufe, merkst Du schnell, wie gut (oder lose) Eure Bindung ist. Das Beste ist aber: Sie wird durch solche Erlebnisse in jedem Fall besser und enger. Auf längeren Touren wechseln sich die Führungsrollen ab und es ist toll, wenn der Hund vorgelaufen ist und am Ende einer schwierigen Stelle darauf wartet, dass der Mensch nachkommt. Umgekehrt etablierst Du Dich als verlässlichen Partner, wenn Du für Deinen Hund eine Hilfe bist und er darauf vertrauen kann, dass ihm nichts passieren wird, wenn Du ihn ermutigst Hindernisse zu bewältigen.

Fazit: Sich zu überwinden oder gemeinsam an der gleichen Aufgabe zu arbeiten und sich gegenseitig anzuspornen, stärkt die Bindung.

 

Im Flow

Hund sind Läufer. Jedenfalls die meisten der bei uns lebenden Rassen. Das, was Sportler als "Flow" bezeichnen, gibt es auch bei Hunden. Gemeinsame Spaziergänge von mindestens einer Stunde, besser zwei sind dafür perfekt geeignet. Habt Ihr Euch erstmal eingelaufen, kannst Du versuchen, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Trabt Dein Hund jeweils drei meter vor Dir oder hält er sich nach dem ersten Austoben lieber neben Dir auf? Warte ab, was passiert und gib der Sache Zeit. Bei ungeübten Hund-Mensch-Teams oder Hunden, die chronisch unterfordert sind, kann es anfangs wesentlich länger dauern, bis man diesen gemeinsam "Flow" erreicht. Es lohnt sich aber in jedem Fall.
Während dieser gleichmäßigen, ruhigen Vorwärtsbewegung baut der Organismus Stresshormone ab und kommt allmählich in Balance. Dieser Mechanismus ist bei Hund und Mensch sehr ähnlich. Gemeinsames Entstressen und Bewegen stärkt die Bindung und den Zusammenhalt.

Fazit: Lange Spaziergänge von mindestens 60 (besser 120) Minuten tun Hund und Mensch gut und tragen maßgeblich zu nachhaltiger Entspannung bei.

Lange Spaziergänge machen unter Gleichgesinnten machen noch viel mehr Spaß und eignen sich super, um nicht nur an eurer Bindung zu arbeiten, sondern auch das Grundgehorsam zu verbessern und in Anwesenheit anderer Hunde zu üben.

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Kommentare: 6
  • #1

    Sabina Küchler (Dienstag, 07 Juli 2020 19:07)

    Zu "Flow":
    Mir fehlt das - "wenn der Hund HINTER dir läuft".
    So läuft nämlich unserer i.d.R.:
    HINTER UNS - egal ob abgeseilt oder Freilauf - er läuft meist HINTER UNS.
    Und zu Länge des Spaziergangs fiel mir folgendes auf:
    Um so länger der Spaziergang dauert, um so "seelisch eigenständiger" wird unser Hund, obwohl wir unsere Spaziergänge auch mit Trainingseinheiten verknüpfen.
    Ab etwa 1,5 Std Spaziergang bleibt es dabei:
    Dass er nicht mehr gut folgt, ist dann schon normal.
    Nun noch Beschreibung vom Hund:
    2jähriger kastrierter Schäfermix, 25 kg, Stockmaß 55 cm, Hundeschul-Besucher, grundsätzlich gutes Wesen, keine Raufereien.
    Dass er aber bei längeren Spaziergängen meint, das Folgen und Gehorchen muss nun nicht mehr sein, ist uns ein Rätsel.

  • #2

    Mela von RehabiliTiere (Donnerstag, 09 Juli 2020 20:11)

    Hallo Sabina,
    ich denke, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Bei dem von mir beschriebenen "Flow" geht es darum, dem Hund durchaus auch die Möglichkeit zur Entspannung zu geben. Er darf sich also in einem Radius von 6-10 Metern frei bewegen und muss dafür natürlich abrufbar sein.
    Das von dir beschriebene Laufen, bei welchem der Hund durchgehend hinter dir gehen muss, ist für die meisten Hunde extrem anstrengend, da sie mental stets darauf bedacht sein müssen, die "magische" Linie nicht zu überschreiten. Das erfordert sehr viel Konzentration und es ist vollkommen normal, dass diese irgendwann einfach aufgebraucht ist und hat mit Entspannung für den Hund nicht so viel zu tun, auch wenn es als Übung für zwischendurch natürlich effektiv sein kann. Dass euer Hund nach 2-3 Stunden vermeintlich nicht mehr gehorcht bedeutet also mehr, dass er mental erschöpft ist.
    Viele Grüße,
    Mela

  • #3

    Julia (Montag, 27 Juli 2020 17:42)

    Hallo, wir haben einen ein jährigen nicht kastrierten Dackel. In der Hundschule wurde mir und meinem Partner gesagt, das wir beide nicht die Bezugsperson sind, weil er wenn er frei läuft mehr mit schnüffeln beschäftigt ist, als mal nach uns zu gucken.

    Zu Hause kuscheln wir (er kommt zu mir und möchte inmeinem Arm schlafen, oder zwischen den Beinen) dann wird er auch gekrault.

    Zudem spielen wir jeden Abend frei von irgendwelchen Tricks o. Ä.

    Naja, da ich meinen ersten Hund auf durch ein Auto verloren habe, durfte unser kleiner (aus Angst von mir) nie richtig frei laufen, es sei denn es ist eingezäunt.


    Jedoch gehen wir jeden Abend eine sehr große Runde, an unterschiedlichen Orten.

    Jetzt meine Frage, was machen wir falsch??
    Hat er wirklich keinerlei Bindung zu uns?

    Danke für die Antwort.

  • #4

    Sabina Küchler (Mittwoch, 05 August 2020 14:03)

    Hallo Mela von RehabiliTiere - Antwort vom Donnerstag, 09 Juli 2020 20:11
    Es ist bei uns nicht so, dass unser Hund hinter uns laufen MUSS, er läuft freiwillig NUR hinter uns.
    Angeseilt geht er von sich-aus neben mir oder LEICHT hinter mir und im Freilauf NUR hinter mir. Auch wenn der die Gassi-Route noch so gut kennt. Gizmo läuft HINTER mir.
    Er ist zwar schon irgendwie abrufbar, doch mir kommt es so vor, als ob ihm das ABRUFBAR sein, nicht bewusst ist. Er kommt halt wenn ich "komm her" sage, doch so richtig wissen warum er kommt, das scheint er nicht zu wissen.
    Gizmo ist bei uns (aus wenn ich für ne Stunde einkaufen gehe) nie alleine zu Hause.
    Und auch da wird vieles mit ihm gemacht. Gespielt, trainiert und sich um ihn gekümmert.
    Er darf überall mit hin.
    Bindung müsste SO eigentlich da sein, hoffen wir.
    Doch trotzdem gibt es im Freilauf so gut wie nur das Hinterher-gehen.
    Leider auch dann noch das, dass er bei bestimmten "Situationen" uns gar nicht mehr wahrnimmt.
    Beispiel: Wir gehen an einem Maisfeld vorbei, bis dahin alles wunderbar gelaufen incl. mehrfachem Abruftraining, doch dann auf einmal schein er "offline" zu sein.
    Er hat irgendwas hört oder gerochen, bleibt stehen, reagiert gar nicht mehr auf mich, und rennt weg.
    Das merke ich zum Glück jedesmal sofort, denn dadurch dass er grundsätzlich HINTER mir läuft habe ich mir angewöhnt, dass ich alle paar Sekunden nach ihm sehe.
    Was wir falsch machen, was vielleicht noch nicht richtig aufgebaut ist, das wissen wir nun auch nicht mehr.
    Unser Hund ist übrigens ein Hütehund-Mix. Vielleicht liegt daran ja sein Verhalten.
    Noch ein DANKE für Deine Nachricht an mich, die ich - entschuldigung - jetzt erst gesehen / entdeckt hatte.
    Gruß - Sabina

  • #5

    Liss (Mittwoch, 16 September 2020 15:18)

    Hallo und danke für diesen schönen Beitrag.
    Mein Hund ist erst seit 9 Wochen bei mir. 1,5 Jahre, Podenco Mix aus einem spanischen Tierheim (seit Welpe dort), wenig Erfahrungen mit Menschen, aber vermutlich nix schlimmes erlebt.
    Wie kann ich ihm das „ankommen“ und die Bindung zu mir erleichtern?
    Futter ist keine bzw Eine geringe Motivation für ihn (auch keine Fleischwurst etc). Streicheln findet er langsam ok, er ist dem Menschen gegenüber sehr verhalten und schnell ängstlich ohne dabei zu beißen o.ä.

    In der Reithalle mach ich ihn manchmal ab und versuche, mit ihm zu spielen. Wie kann ich ihn da am besten motivieren, wie ist die richtige Körpersprache? Dass ich mich nicht runter beugen oder frontal auf ihn zugehen soll, weiß ich schon- bin aber beim Rest unsicher.
    Es ist mein erster Hund

    Viele Grüße

  • #6

    Mela von RehabiliTiere (Freitag, 18 September 2020 11:23)

    Hallo, vielen Dank für deine Frage.
    Auf die Ferne ist es natürlich recht schwierig etwas dazu zu sagen, da ich nicht einschätzen kann auf was genau dein Hund positiv und auf was unsicher reagiert.
    Besonders dann, wenn Futter nicht soooo besonders wichtig für deinen Hund ist, würde ich ihn dennoch fast ausschließlich in Ruhe und an einem Ort an dem er sich wohlfühlt, aus der Hand füttern.
    Wenn du magst, kannst du mir mal ein Handyvideo deiner Spielversuche schicken und ich schaue mir mal an, was du noch verbessern könntest oder auf was du achten kannst :-) Du kannst gerne das Kontaktformular oder WhatsApp nutzen: 0176-3210 86 96.
    Falls du dich außerdem auch mit anderen austausche magst, kannst du dich auch in meiner facebook-Gruppe eintragen. Diese Gruppe ist geschlossen und der Umgang respektvoll uuund hilfreich :-) https://www.facebook.com/groups/hundecommunity
    Dort kann man die Videos gemeinsam analysieren.
    VIele Grüße,
    Mela

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