Hundehobby! Aber welches?
Frage dich, was dir wichtig ist, wenn es darum geht, mit deinem Hund aktiv zu sein. Warum suchst du eine Hundebeschäftigung? Hast du das Gefühl, dein Hund benötigt dringend mehr Brainfood und ist geistig unterfordert? Erscheint dir dein Vierbeiner oft gelangweilt und eure zwar regelmäßigen und langen Gassirunden sind nicht genug, um müde und zufrieden ins Körbchen zu sinken? Möglicherweise ist alles super und dein Hund macht einen rundum zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck, aber dir ist irgendwie langweilig? Auch das ist ein guter Grund, sich umzuschauen und Neues auszuprobieren.
Mein Warum
Klar, als Hundetrainer gehört es ja quasi zur Pflicht, Spaß an Hundehobbies zu haben. Aber mal ganz ehrlich: Ich bin auch nur ein normaler Hundehalter und manchmal einfach zu faul, zu beschäftigt oder schlicht und ergreifend einfallslos. Am meisten behindert mich allerdings, dass viele Hundesportarten so hochtrabend präsentiert und geschult werden, dass ich meistens direkt denke: "Also wenn das soooo aufwendig ist, dann schaff ich das ja nie, dass das nur annähernd so cool wird, wie bei XY".
Dabei ist das totaler Quatsch. Natürlich kann man aus allem eine Wissenschaft machen. Aber die meisten Basics sind superschnell gelernt und um die Feinheiten kann man sich immer noch kümmern. Am wichtigsten ist erstmal, dass du anfängst.
Der Grund warum ich mit meinen Hunden aktiv bin ist, dass es mir Spaß macht, Spaß mit meinen Hunden zu haben. Außerdem macht es mich zufrieden, wenn meine Hunde auch zufrieden sind und mir dankbar dösend zublinzeln, wenn ich sie dann guten Gewissens auch mal alleine lasse oder einen faulen "Wir gehen heute nur Pipirunden-Tag" einlege.
Meine Kriterien
Aus Erfahrung weiß ich, dass ich an neuen Hobbies nur dran bleibe, wenn ich sie in meinen Alltag integrieren kann und das neu Gelernte irgendwie Sinn macht. Bedeutet: Das ideale Hundehobby verbindet mehrere Vorteile, damit ich die Zeit mit meinen Hunden optimal nutzen kann und auch selbst was davon habe. Vielleicht spare ich dadurch sogar an anderer Stelle Zeit und Arbeit.
Wenn ich also einerseits für geistige Auslastung sorge und andererseits die Aufmerksamkeit meiner Hunde verbessere und sie dabei Tricks lernen, die mir im Alltag nützen, bin ich zufrieden. Oder aber ich kann meine Hunde auspowern, ohne mir die hart erarbeitete Impulskontrolle zu verpfuschen und verbessere dafür aber auch gleichzeitig noch den Rückruf.
Alle Signale, die ich mit meinen Hunden in den Bergen einsetze, habe ich beispielsweise beim Apportieren und Longieren gelernt und dann verfeinert.
Meine Ausschlusskriterien
Ich mache einen großen Bogen um Sportarten und Hobbies, bei denen das Verletzungsrisiko in keinem Verlhältnis zu den positiven Effekten liegt. Absolutes No Go sind Spiele und Beschäftigungsmöglichkeiten für Hunde, bei denen der Hund Dinge lernt, die Unarten fördern.
Ein Beispiel: Mein Hund Rosi ist sehr impulsiv und neigt zur Risikobereitschaft, wenn dafür ein ordentlicher Adrenalinkick rausspringt. Außerdem springt sie gerne und für meinen Geschmack zu mutig von erhöhten Objekten, was uns schon das ein oder andere Hinkebeinchen beschert hat. Deshalb kommt Agility eher nicht in Frage. Auch Bällchenwerfen oder immer wieder kehrende, vorhersehbare Abläufe, die mit viel Tempo verbunden sind, passen eher nicht.
Hobbies, die nach dem Muster: erst warten und dann Vollgas ablaufen wären Gift für meinen eh schon schnell übermotivierten Hund.
Es ist schön, die Talente des Hundes zu fördern. Aber die eigentliche Herausforderung liegt darin, dass Talente nicht zu unangenehmen Angewohnheiten, Neurosen oder Obsessionen werden, was besonders bei arbeitswütigen Hundetypen recht schnell gehen kann.
Meine Lieblingshobbies
Beim Apportieren mag ich, dass es überall gemacht werden kann und es keine festen Örtlichkeiten benötigt. Außerdem sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt und individuell anpassbar. So eignet sich Apportieren für fast jeden Hund und jedes Trainingsziel.
"Beim Apportieren darf Rosi ihrem Bewegungsdrang nachgehen und ich werde ihrer Abenteuerlust gerecht, indem ich sie Hindernisse zum Klettern bewältigen lasse oder die Orte abwechslungsreich wähle. Dabei muss sie sich konzentrieren und das geht nur, wenn sie ruhig bleibt.
Grace, meine Hundeseniorin, darf Gegenstände aufsammeln, die ich scheinbar zufällig verloren habe und ist stolz wie Bolle, wenn sie diese bei mir abliefert. So ist sie immer noch aktiv dabei und nicht nur Zuschauer, bleibt aufmerksam und fühlt sich (hoffentlich) wichtig."
Longieren ist für mich ein Mittel zum Zweck. Beim Arbeiten am Zirkel wird mir immer wieder bewusst, wie genau Hunde kommunizieren und dass sie jedes noch so verwirrende Körpersignal aufnehmen und interpretieren. Ich kann das Aufregungslevel aktiv steuern und meinem Hund durch das Laufen körperlich auslasten und ihn gleichzeitig daran gewöhnen auch im gestreckten Galopp noch auf mich zu achten.
Während unserer Spaziergänge nutze ich die Handzeichen und Übungen, um meine Hunde auch auf größere Entfernungen zu steuern und um Hindernisse zu schicken.
Beim Longieren lernt Rosi, ruhig und konzentriert zu bleiben, stets ansprechbar zu sein und ich kann meine Körpersprache verbessern.
Die Handzeichen und die Routine aus dem Training über weitere Distanzen helfen uns beim alltäglichen Gassi aber auch auf anspruchsvollen Wanderungen in den Bergen.
Warum gerade Apportieren und Longieren?
Vorteile
- unabhängig von Zeit & Ort,
- lassen sich in jede Gassirunde einbauen,
- nur wenig Vorbereitung,
- verbinden körperliche und geistige Auslastung,
- individuell an das jeweilige Leistungslevel anpassbar,
- mit anderen Trainingsmethoden und Hobbies kombinierbar (Nasenarbeit, Fitness, usw.)
- für fast jeden Hund und jeden Mensch geeignet,
- helfen dabei, andere Trainingsziele zu erreichen.
Beide Beschäftigungsmöglichkeiten lassen sich anpassen und nutze ich auch im Einzeltraining gerne, um an Problemverhalten zu arbeiten oder die Beziehung zwischen Hund und Mensch zu verbessern.
Positive Nebeneffekte
- bessere Impulskontrolle
- Zuverlässigkeit
- Rückruf
- Kooperationsbereitschaft
- Mensch: Grenzen setzen lernen
- Aufmerksamkeit auf Distanz
- Verbesserung der Fitness
- Angst/Misstrauen vor Menschen abbauen
- Nicht Alles vom Boden fressen
- Frusttoleranz
- Hilfe im Alltag
- Körpersprache verbessern
- Beziehung verbessern
- und noch viel mehr
Wie hoch ist der Aufwand?
Für beide Beschäftigungsmöglichkeiten ist der Aufwand recht gering. Apportieren kannst du wirklich überall und auch zu Hause trainieren.
Die Vorteile des Longierens zahlen sich erst nach einiger Zeit aus. Hat dein Hund einige Prinzipien begriffen, kannst du die gelernten Signale jedoch auch überall einsetzen.
Es gibt einige Hunde, die mehr auf Futter stehen und mit Spielzeugen oder Apporteln rein garnichts anfangen können. In diesem Fall würde ich wahrscheinlich eher zum Longieren tendieren. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass fast jeder Hund das Apportieren lernen kann.
Im Fall des Longierens würde ich es immer auf einen Versuch ankommen lassen. Meist merkst du in einem Einsteigerworkshop schon recht schnell, ob dein Hund Spaß am Longieren haben könnte oder eher nicht.
Wenn du dich für das Apportieren oder Longieren interessierst, findest du in meinen Kursangeboten weitere Infos zu kleinen Einsteigerworkshops und Kursen für Fortgeschrittene.
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