In den letzten Wochen haben mehrere Tierkliniken in Deutschland auf vermehrte und vor allem bisher unerklärliche Fälle kranker Hunde hingewiesen. Auffällig viele Hunde wurden mit neurologischen Ausfallerscheinungen und psychotisch wirkenden Symptomen vorgestellt. Bisher kann dafür keine Ursache gefunden werden.
Natürlich liegt der Verdacht nahe, dass es eventuell etwas mit bestimmten und weit verbreiteten Futtermitteln zu tun haben kann.
Vergiftete Hundekauknochen?
Hundekauknochen gehören zu den beliebtesten Kauspielzeugen für Hunde. Sie sind nicht nur eine tolle Beschäftigung für Vierbeiner, sondern sollen auch die Zähne pflegen und das Zahnfleisch stärken. Doch immer wieder gibt es Berichte über Kauknochen, die möglicherweise mit gefährlichen Stoffen belastet sind. Besonders Kauknochen aus China sind immer wieder ins Visier geraten. Der Vorwurf: Sie könnten mit giftigen Substanzen wie chemischen Konservierungsstoffen, Pestiziden oder sogar Schwermetallen belastet sein.
Die Produkte, die oft aus Büffel-, Rinder- oder Schweinehaut bestehen und in großen Mengen nach Europa exportiert werden, kommen vor allem über Online-Plattformen und in großen Supermärkten auf den Markt. Obwohl viele Hersteller die Sicherheit ihrer Produkte beteuern, gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass in einigen Fällen die Qualität der Kauknochen nicht den Standards entspricht.
Soweit so 💩
Warnung der Tierklinik Hofheim
Die Tierklinik Hofheim hat im Zusammenhang mit neurologischen Ausfallerscheinungen bei Hunden auf ihren sozialen Medien, insbesondere auf Facebook, mehrere Warnungen und Informationen veröffentlicht. Diese Postings betrafen Vergiftungsfälle und mögliche toxische Substanzen in Produkten, die Hunde konsumieren – darunter auch Hundekauknochen, die als potenzielle Auslöser für die Symptome identifiziert wurden.
Hintergrund: Neurologische Ausfallerscheinungen bei Hunden
Im Frühjahr 2024, und auch schon davor, gab es immer wieder Fälle von neurologischen Symptomen bei Hunden, die plötzlich Ausfallerscheinungen wie Lähmungen, Muskelzittern, Koordinationsstörungen oder Anfälle zeigten.
Einige Hundehaltende berichteten, dass ihre Hunde plötzlich lähmungsähnliche Symptome oder Krämpfe zeigten und es wurde ein Zusammenhang mit Kauknochen, insbesondere aus China, vermutet.
Wichtig: Es ist nach wie vor absolut unklar, wie es zu diesen Symptomen kam und immer noch kommt und durch was diese eigenartigen Vorfälle ausgelöst wurden.
Neben der Tierklinik in Hofheim hat auch Tierklinik Haar ein ähnliches, öffentliches Posting abgesetzt und sogar auch finnische Tierkliniken. (Du kannst dir die finnische Berichterstattung vom Googleübersetzer auf deutsch anzeigen lassen).
Ganz wichtig: Bei bisherigen Untersuchungen konnten weder Bluttests noch MRT-Untersuchungen eindeutige Befunde liefern. Die Symptome bleiben also rätselhaft.
Ursache ungeklärt
Bitte beachte trotzdem, dass die Symptome auch ganz andere Ursachen haben können:
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Neurologische Erkrankungen: Krankheiten wie Epilepsie oder Gehirntumore sind häufige Ursachen für Anfälle, Gangstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten.
- Infektionskrankheiten: Bestimmte Infektionen können neurologische Symptome auslösen, beispielsweise durch Entzündungen im Gehirn oder Rückenmark.
- Tumorerkrankungen des Nervensystems: Tumore im Gehirn oder Spinalkanal können zu Symptomen wie Blindheit, Lähmungen oder Krampfanfällen führen.
Der Fall Barkoo
Obwohl immer wieder der Name Barkoo in sozialen Medien und Foren auftaucht, gibt es keine offiziellen Berichte oder wissenschaftlichen Studien, die eine direkte Verbindung zwischen Barkoo-Produkten und den Symptomen von neurologischen Ausfallerscheinungen herstellen. Der Hersteller selbst hat auf seiner Webseite und in Pressemitteilungen immer wieder betont, dass seine Produkte strengen Qualitätskontrollen unterliegen und in Zusammenarbeit mit unabhängigen Laboren regelmäßig auf Schadstoffe getestet werden.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Produktion von Kauknochen in China nicht immer den gleichen Qualitätsanforderungen entspricht, die in Europa üblich sind. Übrigens betrifft diese Thematik auch Produkte aus Indien, Vietnam oder Thailand.
Es ist fraglich, ob es generell eine gute Idee ist, billige, tierische Produkte zu kaufen und zu verfüttern. Von moralischen Bedenken mal ganz abgesehen.
Besonders fies: Die Deklaration von Futtermitteln ist ziemlich tricky, da das Ursprungsland nicht immer deutlich erkennbar draufsteht, wenn bestimmte Produkte beispielsweise erst in Deutschland abgepackt oder noch weiter verarbeitet werden. Weiter unten dazu mehr.
Was du tun kannst
Unabhängig von der aktuellen Angst vor vergifteten und belasteten Kauknochen, würde ich dir empfehlen immer auf folgende Punkte zu achten:
- Kaufe Kauknochen nur bei Anbietern, die Transparenz in Bezug auf die Herkunft und die Inhaltsstoffe bieten. Schreibe ruhig mal eine Mail oder rufe bei der Hotline an. Du wirst schockiert sein, wieviel angeblich "hochwertiges" Futter aus den miesesten Quellen kommt (Stichwort: Massentierhaltung ist auch in Deutschland nicht besser als anderswo. Nur anders schlimm). Davor sind besonders die ach so kleinen, feinen "Manufakturen" nicht gefeit.
- Vermeide Kauknochen aus Billigproduktionen oder von Herstellern, deren Qualitätskontrollen nicht nachvollziehbar sind aber trotzdem ganz besonders.
- Achte auf Symptome wie Zittern, Koordinationsstörungen oder Erbrechen nach dem Verzehr von Kauknochen – in diesem Fall solltest du wirklich sofort in einer Tierklinik anrufen (deshalb auch Nummern parat haben), die Symptome schildern und euch anmelden, damit bei Bedarf Alles vorbereitet werden kann, während du dich mit deinem Hund auf den Weg machst.
Deklaration lesen
Die Herkunft von Kauknochen für Hunde sowie deren Deklaration hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Hersteller, das Ursprungsland und die Handelsvorschriften.
1. Herkunft von Kauknochen
- Material: Kauknochen werden häufig aus tierischen Rohstoffen hergestellt, insbesondere aus Rinderhaut (Rohhaut), Schweinehaut oder Fischhaut.
- Herstellungsland: Viele Kauknochen stammen aus Ländern wie China, Thailand oder Vietnam. In Europa produzierte Artikel werden oft aus regionalen Rohstoffen gefertigt.
- Herkunftsangabe: Je nach Land gibt es unterschiedliche Deklarationspflichten. In der EU sind Angaben wie „Hergestellt in [Land]“ oder „Ursprung: [Land]“ häufig verpflichtend.
2. Deklaration und Kennzeichnung
- Zutaten: In der EU müssen Futtermittelverpackungen Inhaltsstoffe und Zusatzstoffe angeben. Allerdings gibt es bei Kauknochen oft unpräzise Angaben wie „100 % Rinderhaut“, ohne genaue Herkunftsangaben.
- Zusatzstoffe: Viele Kauknochen enthalten Farb- oder Konservierungsstoffe, die deklariert sein müssen.
- Kennzeichnungspflicht: In der EU ist es vorgeschrieben, den Hersteller oder Importeur anzugeben, sodass Verbraucher die Herkunft nachverfolgen können.
- Bio-Produkte: Bio-zertifizierte Kauknochen haben strengere Deklarations- und Herkunftsauflagen.
3. Erkennung der Herkunft
- Etikett prüfen: Angaben zu „Produziert in“ oder „Hergestellt für“ geben Hinweise auf das Ursprungsland.
- Barcode: Der Strichcode gibt häufig Rückschlüsse auf das Ursprungsland (z. B. 40–44 für Deutschland).
- Nachfragen beim Hersteller: Viele Hersteller geben bei Nachfragen detaillierte Informationen zu den Rohstoffen und deren Herkunft.
4. Problematische Aspekte
- Chemikalien in der Produktion: In einigen Ländern werden aggressive Chemikalien zur Verarbeitung von Rohhaut verwendet. Diese müssen nicht immer angegeben werden.
- Transparenz: Die fehlende gesetzliche Pflicht zur Angabe der genauen Herkunft der Rohstoffe führt oft zu Unklarheiten für Verbraucher.
Tipp
Wenn du sicherstellen möchtest, dass Kauknochen aus vertrauenswürdigen Quellen stammen, wähle:
- Produkte mit Herkunftsangabe oder EU-Label.
- Bio-zertifizierte Alternativen.
- Hersteller mit transparenter Deklaration.
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Marianne Kliem (Sonntag, 08 Dezember 2024 14:57)
Auf jeden Fall vielen Dank für diese Info und hoffentlich wird man den wahren Grund bald herausfinden finden. Ich persöhnlich gebe diese Kauknochen so gut wie gar nicht und nach dieser Info überhaupt nicht mehr.Mein Hind ist eh schon vorbelastet da weiß mit Futtermittelallergie
VG aus BaWü
Wilfried Galle (Mittwoch, 11 Dezember 2024 20:14)
Kauknochen ,besonders die bon barkoo sind mittlerweile ein Riesenthema geworden. Besonders bei uns. Wir haben 2 Hunde verloren .
8 Monate alt und 8 Jahre alt .
Sabine Mayer (Mittwoch, 11 Dezember 2024 20:23)
Haben die Knochen geschenkt bekommen, 6 Wochen später war unser Hund tot, schwere neurologische Attacken. Kein MRT oder Blutbild ergaben Aufklärung. Unser Hund 4 Jahre war vor dem Verzehr kerngesund.
Elise Van Reyn (Donnerstag, 12 Dezember 2024 00:17)
Vielen Dank, dass Sie auf dieses wichtige, aber noch wenig bekannte Problem aufmerksam machen. Unsere Hündin, die zuvor stabil und belastbar war, bekam vor kurzem unerklärliche Panikattacken. Es war herzzerreißend zu sehen: ein bislang unbekannt ängstliches Verhalten, verbunden mit Geräuschen, die ich bei einem Hund noch nie gehört hatte, und völliger Orientierungslosigkeit. Diese Anfälle schienen durch scheinbar banale Reize ausgelöst zu werden und traten alle paar Stunden erneut auf.
Erst nach umfangreichen Untersuchungen stellte ein Neurologe einen möglichen Zusammenhang mit einer Vergiftung durch Barkoo-Kauknochen her, die unsere Hündin kurz zuvor bekommen hatte. Wir waren schockiert, als wir erfuhren, dass wir nicht der einzige Fall sind: Laut unserem Tierarzt ist dies bereits der vierte dokumentierte Fall in Belgien. Die Schwere der Anfälle und der Zusammenhang mit den Kauknochen wurde durch Bildmaterial bestätigt, das unter Tierärzten zur Sensibilisierung verbreitet wird.
Unsere Hündin wird jetzt mit Antiepileptika behandelt, und wir hoffen, dass sie sich erholen wird. Es ist jedoch klar, dass mehr Aufmerksamkeit und Forschung zu den möglichen Gefahren dieser Produkte erforderlich sind. Uns war das Risiko völlig unbekannt, und wir hoffen, dass unsere Erfahrung andere Hundebesitzer warnen kann.
Hoffentlich führt dieser Artikel dazu, dass Hersteller mehr Transparenz über die Inhaltsstoffe und Herstellungsprozesse ihrer Produkte bieten und dass strengere Kontrollen eingeführt werden. Für Hundeliebhaber gilt weiterhin Vorsicht bei der Auswahl von Kauknochen.